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Die Funktion des alten Ortes ist heute noch in der Bezeichnung Rossmarkt nachzuvollziehen. Aus dem Viehmarkt wurde die Zeil. Durch die Neustadt zog sich auch die bis dato wichtigste Frankfurter Strasse: die Fahrgasse. Wie der Name schon sagt, fand auf der Strasse der Fahrverkehr statt. Jeglicher Verkehr, der über die Brücke wollte, musste über diese Strasse. Infolgedessen siedelten sich hier Gasthöfe und allerlei Handwerker an, die vom Fahrverkehr profitierten. Die Neustadt blieb aber bis ins 19. Jahrhundert hinein lockerer bebaut als die Altstadt. Hier waren häufig Gärten hinter den Häusern und große Wäschebleichen zu finden. In der Verlängerung der alten Bornheimer Pforte wurde das Friedberger Tor errichtet, und hart davor links stand die von einem Frankfurter Bürger, namens Peter Apotheker, gestiftete Kapelle. Ein Historiker nahm an, dass dies zwischen 1381–85 geschah. Aus dem kleinen Kapellchen sind zwei Altäre der Geschwister Stockarn von 1393 bezeugt. Nach einer anderen Urkunde ist bis 1410 ein weiterer dazugekommen. |
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Durch das Ableben der Stifter geriet die Kapelle in einen schlechten baulichen Zustand und war 1417 einsturzgefährdet. Zu einer Renovierung wurden nun neue Stifter gesucht und auch in zwei Frankfurter Patriziern gefunden. Der wahrscheinlich erste Frankfurter Bankier Johann Ockstadt und der Schöffe und Ältere Bürgermeister Jakob Humbracht verwandten sich nun beim Mainzer Erzbischof für den Neu- bzw. Ausbau der Kapelle. Das Vorhaben wurde vorangetrieben und bis die Stifter verschieden, war die nunmehrige Kirche mit den Altären für St. Peter und Paul fertig. Humbracht starb 1420 und Ockstadt 1434. Mit dem Neubau der Kirche schaltete sich der Rat in die Belange der Pfarrrechte an St. Peter und Dreikönig in Sachsenhausen ein. Man unternahm mannigfache Versuche, die Sache im Sinne des Rates zu regeln. Letztendlich entschloss sich der Papst, in einer Bulle die Vorgabe zu machen, dass entweder die beiden Kirchen in eigene Pfarrkirchen mit Taufstein und Friedhof umgewandelt würden oder die Kirchen als Tochterkirchen vom Bartholomäusstift mit Taufstein und Friedhof geführt werden sollten. Der Papst überließ dabei dem berühmten Kardinal Cusanus die endgültige Entscheidung. Nach schweren Bedenken des Stifts wurde die zweite Lösung beschlossen, aber nicht umgesetzt. Erst als der Rat dem Stift drohte, ist der Beschluss durchgesetzt worden. 1453 bekam so die Peterskirche ihren lang ersehnten Taufstein und Friedhof. Bei dem „Gottesacker“ handelte es sich um ein kleines Grundstück, das dem Westportal vorgelagert war. |
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Der Peterskirchhof in Frankfurt a. M. im Jahre 1909, Blick nach Osten. Zusehen ist links am Weg das Grab der Fam. Textor u. Catharina Elisabeth Goethe |
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Am Anfang vergab man die Gräber kostenlos, denn ein Verkauf von geweihter Erde wäre dem Mensch des Mittelalters wie Simonie vorgekommen. |
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Die Katholiken konnten nunmehr ihre Toten nur noch in den verbliebenen katholischen Kirchen, Klöstern und auf dem Friedhof um St. Bartholomäus bestatten. Die Regelung hatte Bestand bis ins frühe 19. Jahrhundert hinein. Erst mit der Aufklärung und der totalen Überfüllung des Domfriedhofs erlaubte man einzelnen Katholiken die Bestattung bei St. Peter. Bis 1641 war von verschiedenen Stiftern der zweite Kirchhof zusammengekauft worden, „nachdem der Kirchhoff zu St. Peter dergestalt mit todten Cörpern überhaufft, das man fast kein Grab darselbst machen kann, dazu nicht noch mehrer Theils unverwesene Cörper anzutreffen.“ Die Erweiterung schloss sich in ihrer Längenausrichtung an den ersten Friedhof nördlich an und hatte die Ausdehnung von 100 x 65 Metern. In das Feld dürfte eine größere Anzahl von Pesttoten des Dreißigjährigen Krieges gekommen sein. Wieder wurden die Mauern als Erbbegräbnisse vergeben, diesmal aber gegen ein freiwilliges Opfer an den Almosenkasten. Die Protestanten behielten prinzipiell die Vorstellungen der alten Zeit bei. Später wurde ein Preis von 105 Gulden für eine „normal große“ Grablege berechnet. Dabei ist die Gliederung der umlaufenden Wand in Schwibbögen als Breitenmaß bei der Berechnung zu Grunde gelegt worden. Auf dem zweiten Hof gab es 135 Grabmäler. Im Epitaphienbuch des Christoph Metzgers wurden in feinen Bildern die Grabmale im Aufriss zwischen 1671–74 dargestellt. Diese Bilder geben uns heute einen guten Eindruck von den prächtigen Grabmälern der Vergangenheit. Es entstanden Monumente wahrer bürgerlicher Selbstdarstellung. Auch heute noch sind die Namen der Beigesetzten wohlklingend. So sind die Gräber von Merian, von Heyden, Bansa, Eysen und Notebohm erhalten. In dieser Zeit scheint man vor allem den Familienoberhäuptern Denkmäler gesetzt zu haben. Andere Mitglieder wurden auf den Platten oft nur kurz oder auch gar nicht erwähnt. Auch dieser Teil wurde über die Jahre zu klein. Noch einmal wurden Grundstücke zusammengekauft und so entstand der dritte Teil ab 1746 in ähnlichen Abmessungen. etzt war eine Expansion nicht mehr möglich, denn der neue Bereich ging nun bis direkt an die Stadtmauer. Während auf den anderen Teilen des Friedhofs immer wieder bestattet wurde, also auch alte Gräber samt Monumente weiter benutzt wurden, ist hier zumindest entlang der Mauer nur einmal beigesetzt worden. Was im Feld geschah, entzieht sich unserer Kenntnis. Dabei galt die alte Festsetzung des Kastenamtes, dass Nachfolger bzw. Neubesitzer die alten Grabsteine zu erhalten hätten. Sie stellten dann ihre davor oder darüber auf. In der Spätzeit des Friedhofs wurden Erbbegräbnisse auch auf dem Feld für 150 Gulden vergeben. So entstanden einige schöne klassizistische Urnen und Kreuze. Ab 1811 gestattete man auch den Katholiken eine Bestattung am Ort. |
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Grabplatte im grauen Marmor für Johann Adolph Steffan von Cronstetten (1647-1712) und seine Frau Maria Catharina, geb. Hynsperg (1648-1736) im restaurierten Zustand 2013. Die Tochter gründete das adlige evangelische Damenstift. Heute: Altenpflegeheim Justina von Cronstetten Stift, Frankfurt am Main, Westend, Arndtstrasse 38 |
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Franz von Brentano und seine Frau Antonia, geb. Edle von Birkenstock, übernahmen so das Grab vom Stadtbaumeister Johann Andreas Liebhardt. Da Katholiken nur in geweihter Erde beigesetzt werden dürfen, ließ man den gesamten Friedhof weihen. Die Katholiken misstrauten aber so viel protestantischer Toleranz, sie ließen ihrerseits jeweils einzeln die Gräber nachweihen. Nachdem man im Senat lange Jahre debattiert hatte, entschloss man sich dazu, einen ganz neuen Friedhof, weit außerhalb der Stadt, anzulegen. Hier hatte man auch Platz für spätere eventuelle Erweiterungen. Der Hauptfriedhof wurde 1828 eingeweiht. Die letzte Beerdigung auf St. Peter fand am 30. Juni 1828 statt. Es wurde die Bürgerstochter Elisabeth Maurer begraben. |
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Quelle: Der Peterskirchhof, Ein historisches Kleinod in der Frankfurter City, Björn Wissenbach, 2004, Seite: 12 (Siehe auch Literatur) |
© Harald Fester (2014) |