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leerDer Friedhof - ein Frankfurter Walhalla?
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foto leer Nach der Schließung hatte die neue Kirch- und Friedhofskommission das Sagen über den Ort. Der Senat entschied schon 1825 eine 100-jährige Ruhefrist. Der Friedhof versank daraufhin in einen Dornröschenschlaf. Diesen Eindruck geben auch die Reiffenstein´schen Aquarelle wieder. Das Grundstück verwilderte, die Monumente fingen an zu verfallen. Schon der Gelehrte Hüsgen redete mit Schmerz und Verzweiflung über die Vergeudung der Grabmäler und über Vandalismus. Verschiedene Familien ließen ihre Monumente gar auf den neuen Friedhof überführen. Das war die ökonomische Art, Geschichte zu verwischen.
Ab 1850 löste sich langsam der Senatsbeschluss auf. Es wurden aus praktischen Gründen Wege für Fußgänger angelegt. Die Fläche ist von Sebastian Rinz gärtnerisch behandelt worden. Zu den „praktischen“ Wegen kamen so verschlungene hinzu, die zum Verweilen einladen sollten.
Bild links: Aquarell von C.T. Reiffenstein "Totenkapelle", Blick nach Osten, 1849
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Dabei wurden Büsche und Sträucher vor die Denkmäler gesetzt, um das „aal Gelerch“ verschwinden zu lassen. 1881 weihte man ein Denkmal des Bildhauers Rudolph Eckhardt für die im Deutsch-Französischen Krieg gefallenen Frankfurter auf dem Friedhof ein. 1904 wurde dann die Senckenbergstrasse durchgebrochen und die gesamte Ostmauer niedergelegt. Dabei ist die Kreuzigungsgruppe nach Norden hin versetzt worden. Später wurde das Gelände durch den Bau der Liebfrauenschule verkleinert. Dabei konnte zumindest bis heute das Grab von Goethes Mutter erhalten werden. Man verfuhr nicht nur destruktiv während der Gründerzeit, der Kirchhof hatte auch über tatkräftige Menschen Einfluss bei den städtischen Behörden; so konnte Joseph Schlippe bis 1913 eine erste Bestandsaufnahme und Erhaltungsmaßnahmen durchführen. leer foto
Bild rechts: Peterskirchhof, Geometrischen Plan (Auszug). Blätter E1 u. F1, 1876
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Bild links: Gestaltungsvorschlag von Dr. Joseph Schippe für den ersten Kirchhof, südwestliche Ecke. Hier das Grabmal Fay. (in der Vergrößereung auch die Grabmäler Weitz und Lersner) Tuschezeichnung von 1910
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Die Nachkriegszeit beschäftigte sich mit dem Ort kaum. Metalldiebe stahlen die bronzenen Wappen und kupfernen Wetterdächer; sie „verscherbelten“ das Diebesgut und die Statuen auf dem Kunstmarkt.
Der Friedhof wurde 1952 in einem Zeitungsartikel als Müllkippe bezeichnet.

Von Zeit zu Zeit ist eine kleine Renovierungsaktion vorgenommen worden, aber alles in allem wurde die Fläche von den Stadtoberen eher als zukünftiges Baugelände gesehen. 1961 beauftragte man noch einmal Joseph Schlippe, eine Dokumentation des Peterskirchhofs zu schreiben. Publiziert wurde diese Arbeit aber nicht. Der Ernstfall trat ein, als auf dem südlichen Ende des Kirchhofs Ende der 60er Jahre die Diamantenbörse gebaut wurde. Dabei ist die Südmauer mit all ihren Grabsteinen abgerissen worden.
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Bild rechts: Abbau des du Fay Grabmals. Foto von Mehrens Pressedienst, 1965
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Danach erlangte der Friedhof traurige Berühmtheit als Umschlagplatz für Drogen aller Art.

Ein Lichtblick eröffnete sich dem Kirchhof zum Goethe-Jubiläum 1999. Die Stadt engagierte sich etwas, und mit der Hilfe von großzügigen Spendern konnten einige Grabmale restauriert werden.
Bild links: Durch Kriegseinwirkung beschädigte Kreuzigungsgruppe von Hans Backoffen.
Foto von L. Klaas, 1955
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Quelle:
Der Peterskirchhof, Ein historisches Kleinod in der Frankfurter City, Björn Wissenbach, 2004, Seite: 24 (Siehe auch Literatur)

© Harald Fester (2014)

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