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Grabstelle auf dem Peterskirchhof in Frankfurt am Main leer Grabmal Catharina Elisabeth Goethe geb. Textor (1731-1808)
Mutter von Johann Wolfang von Goethe
Goethes Mutter, Catarina Elisabeth Textor, wurde am 19.2.1731 als Tochter des Frankfurter Stadtschultheißen Johann Wolfgang Textor geboren. Die selbstbewußte Frau gab sich nicht als Dame, sondern als die gute Seele eines großen Kreises junger, froher Menschen voll von Ideen und Einfällen.
Die Grafen Stollberg haben ihr nach der stets hilfreichen Mutter der Haimonskinder den Namen "Frau Aja" gegeben. Sie hat ihre letzte Ruhestätte nach ihrem Tode 1808 im Textorschen Familiengrab gefunden.
Die ehrwürdige, von dem Nürnberger Bildhauer Hans Korners geschaffene Grabstätte, liegt heute auf dem Liebfrauenschulhof. Sie ist im Jahre 1954 restauriert worden. Die Grabplatte trägt die Inschrift "Hier ruht Goethes Mutter". Zu weiteren Informationen WER WAR FRAU AJA WIRKLICH? (Text von Sabine Hock)

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Grabstelle auf dem Peterskirchhof in Frankfurt am Main leer Grabstätte Georg Walter
Wandtafel und Bodenplatte mit Umfriedung.
Hier liegt der Jurist Johann Caspar Goethe - Vater des Dichters Johann Wolfgang von Goethe - begraben.
Grabstätte von Johann Caspar Goethe Goethes Vater, "Johann Caspar Goethe", wurde am 29.7.1710 im ehemaligen Gasthaus zum Weidenhof als Sohn eines Schneidermeisters und erfolgreichen Gasthalters geboren. Durch unverschuldetes Mißgeschick am öffentlichen Wirken verhindert, hat er sein ganzes Leben wissenschaftlicher Arbeit und seinen Sammlungen gewidmet. Er hat den berühmten Sohn, dessen Erfolge er durch seinen Tod 1782 nicht mehr erleben durfte, viel mehr auf den Lebensweg mitgegeben, als gemeinhin anerkannt wird. Er ruht in dem Familiengrab Walter an der westlichen Mauer nach der Brönnerstrasse, der Grabstätte seiner Frau Aja im Liebfrauenschulhof, gerade gegenüber. Die 1954 restaurierte Grabstätte des Dichtervaters trägt die Inschrift "Hier ruht Goethes Vater".

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Ahnentafel Johann Wolfgang Goethes
bearbeitet von Dr. Carl Knetsch Staatsarchivdirektor, Marburg pdf

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Ahnentafel der "Frau Rat", Catharina Elisabeth Goethe, geb. Textor
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Diese Zusammenstellung wurde zum ersten Mal in Vollständigkeit im "Deutschen Herold 1907" Nr. 9 von Karl Kiefer veröffentlicht. In der vorliegenden Fassung wurden Daten berücksichtigt, die Dr. K. Knutsch, Marburg und Karl Kiefer in späteren Jahren ergänzten.
Grafik und Design © Harald Fester
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Abbildungen und Berichte
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Johann Conrad Seekatz (1719 - 1768): Die Familie Goethe um 1762 im Schäferkostüm. v.l.n.r. Catharina Elisabeth Goethe mit Ehemann Johann Caspar Goethe und den Kindern Johann Wolfgang mit Schwester Cornelia. Rechts im Hintergrund - vom Maler als Engel sybolisiert - die fünf verstorbenen Kinder. Quelle: Katalog zur Catharina Elisabeth Goethe Ausstellung in 2008, Seite 61, Abb. 15.
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foto leer Catharina Elisabeth Goethe, geb. Textor (1731 - 1808)
Teils tragisch und auch glücklich, mit viel Trauer und vielen Sehnsüchten, sehr facettenreich verlief ihr Leben. Zu dieser Erkenntnis muß man kommen, wenn man sich in eine der vielen Biographien über die Mutter des großen deutschen Dichters einliest.
Mit 17 Jahren wurde sie mit dem 21 Jahre älteren kaiserlichen Rath verheiratet und hatte - fast noch ein Kind - einen großen Haushalt mit Dienstboten zu führen. Mit 18 bekommt sie, unter lebensbedrohlichen Umständen für Mutter und das Neugeborene, ihr erstes Kind, ihren Sohn Johann Wolfgang. Dann, ein Jahr darauf, gebar sie ihre Tochter Cornelia, die das 28. Lenbensjahr nicht erreichte. 1755 starb die kleine Catharina Elisabeth im Alter von 2 Jahren. 1756 folgt eine Totgeburt. 1759 das Unfassbare: Es starben der 7jährige Hermann Jakob und die knapp 2jährige Johanna Maria. Da war die Mutter gerade einmal 30 Jahre alt. Mutterglück sieht anders aus.
1782 starb ihr Mann im Alter von 72 Jahren. Die 51jährige Frau Aja stellt sich trotz der Niederschläge weiter dem Leben, einem christlichen Leben, was ihr Trost und Kraft gab. Die Leidenschaft zum Theater und die Begegnung mit dem Schauspieler Unzelmann gab ihrem Seelenleben Auftrieb. Sie liebte den 31jährigen Künstler, der 4 Jahre jünger war, als ihr Sohn. Drei Jahre Hochstimmung. Dann die Enttäuschung: Der Geliebte verläßt sie heimlich, um seiner Karriere Willen, nach Berlin. Seine gesamten Schulden durfte sie aber noch abwickeln. Das Herz zerrissen, der Schmerz ist grenzenlos. Und dann die Sehnsucht nach ihrem geliebten Sohn. 11 Jahre hatte die Mutter auf ein Treffen mit ihm gehofft. 1808 stand nicht ihr Sohn sondern ihr Neffe an ihrem Totenbett ..
Bild links: Frau Rath Goethe, Stahlstich.
Quelle: Katalog zur Catharina Elisabeth Goethe Ausstellung in 2008, Seite 121, Abb. 32: "Frau Rath Goethe"
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    Es folgen weiter Textpassagen aus dem Buch von Edith Dörken: "Berühmte Frankfurter Frauen".
foto   Es existieren viele Biographien über Goethes Mutter, wobei sich größtenteils Goethes Wunsch, sie als eine stets gut gelaunte, unkomplizierte Lebenskünstlerin zu sehen, durchgesetzt hat. Das Wesen der Catharina Elisabeth Goethe erschließt sich am deutlichsten, wenn sie selbst zu Wort kommt in ihrer wort- und bildmächtigen Korrespondenz. Der beschwingte Ton ihrer brillanten Schilderungen in den Briefen kann den Leser leicht dazu verführen, ihren Kummer und ihre Sehnsüchte zu überlesen. Catharina Elisabeth wurde in eine Familie hineingeboren, wo Gelehrsamkeit Tradition hatte aber eben nur für den männlichen Nachwuchs. Die Vorfahren mütterlicher- als auch väterlicherseits waren durchweg Akademiker, Juristen in hohen Positionen. Sie wurde am 19. Februar 1731 als Tochter der Anna Margaretha Textor geb. Lindheimer aus Wetzlar (1711-1783) und des Dr. Johann Wolfgang Textor (1693 -1771) aus Frankfurt am Main in der Friedberger Gasse Nr. 10 geboren.
Ihre Mutter war eine von vier Töchtern des Kammergerichts-Prokurators Cornelius Lindheimer, die mit sechzehn Jahren Textors Frau wurde. An ihre Jugendzeit denkt Texters Älteste gerne zurück. Catharine Elisabeth wurde von verschiedenen Lehrern unterrichtet, wie aus einer Art „Erbauungsbuch“ aus ihrer Zeit im Elternhaus hervorgeht. Sie wird von den Lehrern gelobt für ihren Fleiß und rasche Auffassungsgabe.
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foto   Sie findet insbesondere bei ihrem Religionslehrer Konsistorialrat D. Johann Philipp Fresenius (1705 - 1761) große Anerkennung. In allen späteren Lebenslagen konnte sie auf Zitate der Bibel zurückgreifen, Trost und Kraft darin finden. Fresenius war ein Freund der Familie Textor und blieb der „Familienpfarrer", der Catharina Elisabeth konfirmierte, traute und ihren ersten Sohn Johann Wolfgang taufte.
Catharina Elisabeth Textor war 17 Jahre alt, als sie mit dem 21 Jahre älteren Johann Caspar Goethe verheiratet wurde. Sie ist, wie es Sohn Wolfgang treffender nicht ausdrücken konnte "von der Schaukel in die Ehe gesprungen". Der Ehemann war ein Jahr älter als ihre Mutter und hätte ihr Vater sein können. Er hatte eine hervorragende Erziehung und Bildung, war wie ihr Vater, Doktor der Rechte, besaß den Titel eines kaiserlichen Rates und ein eigenes Haus, dazu ein beträchtliches Vermögen von 90 000 Gulden, welches ihr Schutz und eine standesgemäße Existenz bieten konnte.
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Außerdem war er, wie sie später einmal gegenüber der kleinen Bettine Brentano erwähnte, "ein schöner Mann", eine stattliche Gestalt.
Catharina Elisabeth wurde zwar nicht lange gefragt, aber gezwungen wurde sie zu diesem Schritt nicht. Obwohl jung und unerfahren, war sie doch selbstbewusst genug, um sich und ihre "gute Partie" einzuschätzen. Ihre Mitgift betrug 10 000 Gulden, über die mit der Heirat der Ehemann Verfügungsgewalt hatte.
Als elf jähriges pubertierendes Mädchen baute sie schon einmal "ein geheimes Liebesverhältnis" zu einem Mann von "großer Schönheit" in ihrem Herzen auf, wie sie Bettine Brentano erzählt. Bedingt durch die gehobene Stellung ihres Vaters hatte sie viele Gelegenheiten, dem am 22. August 1742 im Frankfurter Dom gekrönten Kaiser Karl VII., sehr nahe zu sein, und schwärmte für ihn mit ihrer überbordenden Phantasie: "Himmel, was hatte der Mann für Augen!
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Wie melancholisch blickte er unter den gesenkten Augenwimpern hervor!" ...
Da des Kaisers Residenz in München durch den bayrisch-österreichischen Erbfolgekrieg zerstört war, hielt er sich ca. acht Monate in Frankfurt auf. So nutzte sie alle Möglichkeiten, ihn überall dahin zu verfolgen, wo sie ihn beobachten konnte. Als er im April 1743 Frankfurt verließ, sprang sie spontan ans Fenster, um dem Kaiser beim Abschied zuzuwinken. Dabei stolperte sie über einen Nagel in den Dielen so heftig, dass sie sich eine feine, sternförmige Narbe am Knie zuzog, die sie lebenslang an ihre "erste Liebe" erinnerte.
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foto   Der Hirschgraben gehörte ehemals zu den Befestigungsanlagen der ersten Stadtmauer aus Staufischer Zeit. Als im 16. Jahrhundert die verfolgten protestantischen Glaubensflüchtlinge aus den Spanisch-Niederlanden in Frankfurt eine neue Heimat fanden, wurde der Graben zugeschüttet und zum Neubaugebiet erklärt. Viele Niederländer erwarben hier ein Grundstück. 1733 erwarb Cornelia Goethe die Häuser als Witwensitz. Sie waren ehemals von einem holländischen Goldschmied gebaut worden.
Mit 17 Jahren, fast noch ein Kind, hatte Catharina Elisabeth einen großen Haushalt mit Dienstboten zu führen. Fast genau ein Jahr nach der Vermählung, am 28. August 1749, wurde schon ihr erstes Kind, Johann Wolfgang, geboren, getauft auf den Namen des Großvaters Textor. Die Geburt war eine drei Tage anhaltende Qual und gestaltete sich bis zum Schluss immer dramatischer. In dieser Zeit bedeutete jede Schwangerschaft und Geburt eine Lebensgefahr für die Mutter. Wieder ein Jahr darauf, am 7. Dezember 1750, brachte Catharina Elisabeth ihr zweites Kind zur Welt, Cornelia, genannt nach ihrer Schwiegermutter, die im Erdgeschoss des Hauses im besten Einvernehmen mit der jungen Frau lebte. In den folgenden elf Jahren sind noch fünf weitere Kinder zur Welt gekommen, die trotz bester Pflege und Ernährung nicht überlebten. 1755 verstarb die kleine Catharina Elisabeth im süßesten Alter von zwei Jahren. 1756 gebar Catharina Elisabeth ein totes Kind. Das Jahr 1759 bedeutete für die Mutter das größte Unglück. Sie verlor gleich zwei ihrer Kinder, den schon siebenjährigen Hermann Jakob und das knapp zweijährige Töchterchen Johanna Maria. Im Jahr 1761 bestattete man den kleinen Georg Adolf, dem nur eine Lebenszeit von sieben Monaten beschieden war. Johann Wolfgang hatte genau ein halbes Jahr davor seinen elften Geburtstag gefeiert.
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Catharina Elisabeth war gerade 30 Jahre alt und hat danach keine Kinder mehr bekommen. Mit größter Sorgfalt widmeten sich die Eltern der Erziehung und Bildung ihrer beiden verbliebenen Kinder - der Vater durch Prinzipien und Gelehrsamkeit. Die Mutter versuchte mit Liebe und Diplomatie des Öfteren zwischen den Kindern und dem Vater zu vermitteln, wenn sie glaubten, dass ihnen gar zu viel abverlangt würde. Sie hatte Lust daran, mit den Kindern zu spielen, ihnen „Mährgen", Sagen, oder selbst erfundene Geschichten zu erzählen, die sie oft nicht zu Ende führte, sondern die Kinder aufforderte, sich einen eigenen Schluss auszudenken. Intuitiv förderte sie damit das Mitdenken. Sie war 19 Jahre alt, als Cornelia zur Welt kam und den Kindern altersmäßig näher als ihrem Ehemann.
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Caspar machte auch bald seine Frau zu seiner Schülerin. "So hatte er meine Mutter in den ersten Jahren ihrer Verheiratung zum fleißigen Schreiben angehalten wie zum Klavierspielen und Singen; wobei sie sich genötigt sah, auch in der italienischen Sprache einige Kenntnis und notdürftige Fertigkeiten zu er werben. Der Ehemann muss wohl mit seiner Schülerin sehr zufrieden gewesen sein. Kaum zu glauben, wie der als sonst so pedantisch und trocken geschilderte Herr Rat Dr. Johann Caspar Goethe sich im Haushaltsbuch zu äußerst zärtlichen und intimen Kosenamen für seine Frau hinreißen lässt. Da gibt es kostspielige Geschenke für "die süßeste Ehefrau", die "teuere Freundin", "liebste Aja", "süßeste Gefährtin", "Gefährtin des Bettes" usw. Je älter Johann Caspar wurde, desto größer wurde Ajas Einfluss innerhalb der Familie und des gesellschaftlichen Lebens außerhalb des Hauses und desto mehr wurde sie gebraucht. Als er nach zwei Schlaganfällen langsam dahinsiechte, pflegte sie ihn aufopferungsvoll.
Die heiß ersehnten Einladungen nach Weimar schlug sie aus. Nichts hätte sie bewegen können, ihren Mann in seinem gegenwärtigen Zustand allein zu lassen. In ihrer bildhaften Sprache schreibt sie an Lavater: "Das Leben, das Er jetzt führt, ist wahres Pflantzenleben". Er starb 1782 im Alter von 72 Jahren und wurde auf dem Friedhof der Peterskirche im Familiengrab der Familie seiner Mutter Cornelia Goethe geb. Walther beigesetzt. Der Sohn war zum Zeitpunkt der Beerdigung mit seinem Umzug in das Haus am Frauenplan beschäftigt, erschien nicht zur Beisetzung und konnte seiner Mutter in diesen schweren Stunden nicht beistehen.
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Die nun 51-jährige Frau Aja ist allein in dem großen Haus und lebt fortan ihr Leben als Mutter eines berühmten Sohns. Der Besucherstrom zum Hirschgraben reißt nicht ab. Von überallher kommen Goetheverehrer, Künstler, Poeten, Studenten, Professoren, Aristokraten, insbesondere seine Freunde aus Weimar und wollen die Mutter des berühmten Dichters kennenlernen. Allen gibt sie bereitwillig Auskunft und ist ihnen eine gute Gastgeberin. Mit so manchen dieser Besucher schließt sie lebenslange Freundschaften und ernennt sie zu ihren "Kindern". Wieland und der Musiker Kranz nennen ihr Haus sogar "Casa santa" und möchten am liebsten zum heiligen Haus an die unvergessliche Tafelrunde wieder zu ihr zurückfliegen. Plötzlich steht sie in der Öffentlichkeit.
Sie stellt fest, dass andere Frauen, wie die von Staël, von Recke und von La Roche in Deutschland herumreisen, um berühmte Leute zu treffen; zu ihr aber kommen sie alle ins Haus. So fällt ein wenig Glanz auch auf sie. Jetzt ist sie nicht mehr ans Haus gefesselt; befreit von Druck und Sorgen, könnte sie den Sohn in Weimar besuchen, aber eine Einladung erfolgt nicht. Im April 1783 stirbt ihre Mutter. Die Eltern, der Ehemann, sechs ihrer Kinder sind tot, der einzige Sohn fern. Sie fühlt sich einsam in dem leeren Haus. "Den da ists so still und öde, wie auf einem Kirchhof“.
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Das Theater, von jeher ihre große Leidenschaft, wurde eine willkommene Therapie gegen die Einsamkeit. Fast täglich besuchte sie die Vorstellungen und lud die Schauspieler anschließend in ihr Haus zur geselligen Runde. Bei diesen Gelegenheiten lernte sie ein neues Mitglied der Frankfurter Theatertruppe kennen, den viel gelobten, talentierten Carl Wilhelm Ferdinand Unzelmann, einen Schauspieler ersten Ranges. Frau Aja ist 53 Jahre alt und verliebt sich, vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben, leidenschaftlich in den 31-jährigen Künstler, der vier Jahre jünger war als ihr Sohn. Die Anziehungskraft dieses Mannes erwuchs aus seinen Begabungen als Komödiant, die großzügige Art und Weise das Leben in vollen Zügen zu genießen und vor allem aus seinem Humor, den Catharina Elisabeth bei ihrem Ehemann immer vermisst hatte. Sie überschüttete ihn mit Briefen, lieh ihm viel Geld, wenn er Schulden nicht zurückzahlen konnte und machte ihm kostbare Geschenke. Drei Jahre ist Frau Rat in Hochstimmung. Sie ist regelrecht beflügelt, verjüngt, aktiv, modernisiert ihr Haus, kauft sich modische Kleidung, macht sich schön - mit einem Wort: sie ist glücklich.

Elisabeth riskierte viel, denn das Verhältnis blieb nicht unbemerkt in der Frankfurter Gesellschaft. Umso größer war ihre Enttäuschung, als er, ohne von ihr Abschied zu nehmen, heimlich Frankfurt verlässt, unter Zurücklassung aller Schulden, um in Berlin ein Engagement zu übernehmen. Die sonst so gelassene Frau Aja ist außer Fassung über die Täuschung und Demütigung. Grenzenlos ist ihr Schmerz. Sie reagiert verbittert in ihren Briefen, die sie dem labilen Untreuen schreibt.

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"Die Qual, die ich jetzt leide, ist unaussprechlich" oder "ich bin krank an Leib und Seele" und dass sie "den Glauben an Menschen verlohren hat“…
Doch allmählich fasst sie sich wieder, wenn auch mit zwischenzeitlichen Schwankungen. Intensives Klavierspielen ist jetzt ein Heilmittel für ihre verletzte Seele. Es war eine der bittersten Phasen ihres Lebens, und trotz allem bezeichnet sie sie später als die glücklichste ihres Daseins.
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grafik   Grabmal-Inschriften der Eheleute Catharina Elisabeth und Johann Caspar Goethe.
  Grabplatte 1:
Durch JOH. NICOLAUS APPEL des Raths und dessen Tochter Marie Catharina Gattin des Adv. ord U. J. L. CHRISTOPH HEINRICH TEXTOR vererbte diese Begräbnisstätte auf deren Sohn U. J. D. R. K. Maj. Wirkl. Rath und Stadtschultheissen JOHANN WOLFGANG TEXTOR geb. 12. Dez. 1693 † 6. Februar 1771 welcher dahier begraben liegt samt seiner Gattin ANNA MARGARETHA LINDHEIMER von Wetzlar geb. 31. Juli 1711 † 18. Apr. 1783 mehreren jung verstorbenen Kindern sodann ihrem Sohne dem Schöffen U. J. D. JOHANN JOST TEXTOR get. 30. Sept. 1739 † 19. Sept. 1792 und mehreren ihrer Tochter Schwiegersöhne und Enkel GOETHE SCHULER von BIHL
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Grabplatte 2:
HIER RUHT GOETHES
MUTTER
CATHARINA ELISABETH GOETHE
GEB. TEXTOR
19.02.1731 13.09.1808
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foto   Wandtafel:
D. O M. S
IN BETRACHTUNG DER STERBLICHKEIT HAT VOR SICH UND
DIE SEINIGEN ALHIER ZUR RUHESTATT IHM ERWEHLET,
HERR GEORG WALTER BÜRGER UND SCHNEIDER IN FRANCFURT
IST GEBOREN ANNO 1638. DEN 10 OCTOBRIS
ANNA MARGARETHA EHLIGE HAUSFRAU IST GEBOHREN
ANNO 1638. DEN 10 JULY. FOLGEN HIERNAG DIE EHLIGE KDER
ANNA SYBILLA GEBOHREN ANNO 1661, DEN 13 SEPTEMBRIS.
GEORG DANIEL GEBOHREN ANNO 1663. DEN 15 FEBRUARY
DOMINICUS GEBOHREN ANNO 1664. DEN 19 OCTOBRIS.
JOHANN DANIEL GEBOHREN ANNO 1667. DEN 3 JULY.
CORNELIA GEBOHREN ANNO 1668, DEN 26 SEPTEBR
WILHELM GEBOREN ANNO 1670. DEN 13 NOVEMBRIS.
MARGARETHA ELISABETHA GEBOHREN ANNO 1678 DE d 4MR
HANS GEORG GEBOREN ANNO 1680. DEN 24 SEPTEMBR
WELCHEN ALLE DER HOECHSTE EI FROEHLICHE AUFFERSTEUNG
VERLEIHEN WOLLE AMEN
NUN HAB ICH ÜBERWUDE, CREUTZ LEIDE AGST UD NOTH
UND HAB ALHIER GEFUDE, NIGTS ALS DE BITTERN TOD

Bodenplatte:
Hier ruht Goethes Vater
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foto leer Zeitungsbericht "Die Zeit" vom 18.02.1954 (y.r., Frankfurt)
Im „avantgardistischen“ Frankfurter Hochbauamt hat man sich jetzt entschlossen, etwas mehr für die „Pietät“ der Stadt und besonders auch für die Goethes zu tun. Um gleich bei diesen zu bleiben: Man hat es nämlich lange Zeit geduldet, daß die vielbeschäftigten Bauarbeiter sogar das Grab der Mutter Goethes auf dem altehrwürdigen Peterskirchhof als Parkplatz für ihre Fahr- und Motorräder benutzten. Um das Grab wurde mancher Unrat abgeladen.
Freilich – die Parteien im Stadtparlament haben von Zeit zu Zeit laut den Wiederaufbau der Grabanlage gefordert. Getan aber wurde nichts. Nun, wer lange in Frankfurt lebt, weiß, daß man hier den großen Sohn der Stadt überhaupt mehr als Aushängeschild benutzt, als daß man die Maximen seines Lebens aus seinem Werke zieht. Man hält mehr von dem Lokalpoeten Friedrich Stoltze, der dem heimischen Stolz mit einem „Es will merr net in mein Kopp enei, wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei“ einen üppigen Auftrieb gegeben hat.
Wer heute den inneren Teil des Peterskirchhofs in der Nähe der Zeil betritt, findet einen unwirtlichen Ort, dessen ästhetisches Bild zudem noch von der (um 1880) in starrster und vordergründigsten Neugotik errichteten und nun ausgebrannten Peterskirche belastet wird. Zerfallene Gräber, wucherndes Gebüsch, Abfallhaufen, in der wärmeren Jahreszeit abends Tummelplatz dunkler Elemente. Noch am Tage ist es ein wenig unheimlich hier. Und doch ist das ganze ein Museum für Grabsteingeschichte vom 15. bis 19. Jahrhundert. Hier sind die Gräber Merians, S. M. Bethmanns, Passavants, die Gräber der Eltern Goethes. Gründe des städtischen Renommees also haben das Interesse an der Neuanlage geweckt. Aber es ist nicht so groß, daß man das Grab der Frau Rat, das sich heute in dem um 1911 für die Liebfrauenschule abgetrennten Schulhof befindet, wieder mit dem alten Kirchhof verbindet.
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Jenseits des trennenden Schulhofzauns nämlich liegt das etwas düstere Grab des gestrengen, aber auch wieder gütigen Herrn Rat, vor dem sich die alten Leute im Sommer den neuesten Stadtklatsch erzählen.
Die stiefmütterliche Behandlung des Ajagrabes hat auch schon ihre Tradition. In den achtziger Jahren hat dieses Grab einmal einen kleinen Kulturkampf zwischen den konservativen Goethefreunden und den „fortschrittlichen“ Geistern ausgelöst. Aber diese Geschichte ist vergessen und auch aus den Akten des sonst so gelehrten Hochstifts nicht restlos zu klären.
Wir kamen auf die Sache, als wir im Archiv des so arg mitgenommenen Frankfurter Historischen Museums plötzlich auf eine Zeichnung mit der Unterschrift „Das falsche Grab der Frau Rat“ stießen. Sie zeigte einen baumüberhangenen, mit großen Eisenstäben gegürteten Totenhügel, der heute längst vergessen ist: er ist der tragikomische Akzent in der Geschichte der Goetheverehrung dieser Stadt. Was zu berichten ist, ist nichts anderes als die Geschichte einer Wiederentdeckung nach einem kaum begreifbaren Vergessen. Sie begann damit, daß man sich in Ermangelung eines Gegenstandes für den nach Goethes Tod erwachenden Goethekult anläßlich des 100. Geburtstages des Dichters auf die Gräber seiner Eltern besann, von denen die Zeitgenossen – wenn auch nicht mehr den 1782 verstorbenen Herrn Rat – so doch die 1803 verstorbene Frau Aja noch in guter Erinnerung hatten. Beide waren auf dem Peterskirchhof bestattet, der aber 1829 geschlossen wurde. Der Kirchhof kam schnell in Verfall. Als man zwanzig Jahre später auf die Suche nach den Goethegräbern ging, fand man sie nicht mehr. Daß es keine Augenzeugen der Bestattung der Frau Aja gegeben haben soll, ist uns heute unverständlich. Man mußte sich zur Auffindung der Gräber auf ein Epitaphienverzeichnis verlassen, in dem das Textorsche Erbbegräbnis unter der Nummer 188 geführt wurde. Unter dieser Nummer fand man ein verwildertes Grab, das auch in Beziehung zur Goetheschen Familie stand, richtete es her, dem Geschmack der Jahrhundertmitte entsprechend, und machte dieses Grab zum Mittelpunkt der nunmehr alljährlich am Vorabend des Goethegeburtstages stattfindenden Feiern. Man traf sich hier zur Andacht, zu Lesung und Gedenkrede – wenn, wie es scheint, auch nicht immer mit gutem Gefühl. Wenigstens nicht im Hinblick auf das Grab des Herrn Rat, von dem es in einem Hochstiftsbericht heißt, daß es „infolge kaum verständlicher Vernachlässigung spurlos versunken“ sei – vermutlich erst bei der Neuanlage von 1849. Der Lokalpoet Stoltze wenigstens will sich erinnert haben, daß der Grabhügel des Herrn Rat neben dem seiner Gattin gewesen sei.
Vor der großen, zum 130. Geburtstag des Dichters um das Grab versammelten Gemeinde, sagte denn der Redner: „Unter diesem Stein liegt die Frau Rat. Und gern vermuten wir, daß unter ihrem Hügel auch der Staub des um mehr als 26 Jahre ihr vorangegangenen Gatten sich berge“ ... Just um diese Zeit tauchten in der Lokalpresse Berichte auf, die das so verehrte Grab für unterschoben und "unecht" erklärten.
Die Goethefreunde rügten diese Bezichtigungen als pietätlose Machenschaften einer traditionellen Partei, die nur das Friedhofsgelände auf diese Weise für Bauzwecke freibekommen wolle. Ein heftiger Streit entbrannte – und in solcher Erregung der Gemüter wurde die Goethefeier von 1881 eine deutliche Demonstration vor der bisher als Grab der Frau Aja verehrten Stätte. Reden wurden gehalten, Gedichte gelesen, Fackeln brannten... indessen ruhte elf Grabstätten weiter nördlich Frau Rat und sah, wenn man das einmal so sagen will – nun seit 32 Jahren dem allmählich sich wiederholenden Treiben vor dem falschen Grabe zu. Der Bericht einer später vom Hochstift eingesetzten Kommission bestätigt diesen Sachverhalt. 1849 war man auf der Suche nach den Goethegräbern einer nicht in den Akten vermerkten Neunumerierung der Grabstätten zum Opfer gefallen. Bei der Überprüfung der Vorwürfe stieß man auf das heute noch vorhandene Erbbegräbnis der Textors und verehrte von da an erst die Goetheschen Eltern an dieser wiederhergerichteten Stätte. Wieder nicht ganz zu Recht. Denn zu Beginn dieses Jahrhunderts fand sich im Weimarer Archiv eine Notiz, daß der Vater Goethes nicht im Textorschen, sondern im großväterlichen, im Walterschen Erbbegräbnis auf der anderen Seite des Kirchhofs beigesetzt sei. Von einer Umbettung war nichts bekannt, und so gibt denn der nüchterne Bericht der zweiten Untersuchungskommission vom 2. Juli 1909 die uns heute bekannte Stätte als das Grab des Herrn Rat an.
Erst seit damals ruhen die Goethes auch für unser Bewußtsein getrennt. Heute ragt ein windschiefer Baum vom Schulhof her noch über das Grab, ein treuer Wächter in der Gebärde der Ehrfurcht.
Im Frühjahr also werden die Arbeiter hier alles in Ordnung bringen, nachdem eine neue Turnhalle hinter dem Grab entstanden ist, werden eine Hecke pflanzen, die schlichte Gedenktafel mit den einfachen Worten „Hier ruht Goethes Mutter“ wieder anbringen. Zur Weihe wird man wieder eine Gedenkrede halten – und den Herrn Rat drüben weiter ein wenig stiefmütterlich behandeln, wie es seit langem der Brauch ist...
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und mit dem alten Monument weiter benutzt.
Bild links: Körner-Epitaph, Grab von Goethes Mutter. Foto vor 1913
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foto   Nach restloser Auswertung des Nachlasses Goethes in Weimar kam kurz vor dem ersten Weltkrieg eine Notiz zum Vorschein, dass sein Vater nicht im Textor-Grab beigesetzt wurde, sondern im Grab seiner Vorfahren Walter, das auf der anderen Seite des Friedhofs liegt.   foto
Bild links: Grab von Goethes Mutter mit dorischem Tempel. Foto nach 1913
Bild rechts: Grab Goethes Mutter im Jahr 2004
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Das Grabmal Goethes Vater
Foto: D. Georg, 2004
Inschriften
am Grabmal Goethes Vater
Foto: D. Georg, 2004

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Goethe-Haus und Goethe-Museum
Großer Hirschgraben 23 · 60311 Frankfurt
Tel. (069) 13880-0 · Fax: (069) 13880-222
Öffnungszeiten: Mo - Sa 10-18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen 10-17.30 Uhr
Kostenlose öffentliche Führungen: täglich 14.00 und 16.00 Uhr
 

© Harald Fester (2014)

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