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Grabmal Catharina Elisabeth Goethe geb. Textor (1731-1808) Mutter von Johann Wolfang von Goethe |
Goethes Mutter, Catarina Elisabeth Textor,
wurde am 19.2.1731 als Tochter des Frankfurter Stadtschultheißen Johann Wolfgang Textor geboren.
Die selbstbewußte Frau gab sich nicht als Dame, sondern als die gute Seele eines großen Kreises junger, froher Menschen voll von Ideen und Einfällen. Die Grafen Stollberg haben ihr nach der stets hilfreichen Mutter der Haimonskinder den Namen "Frau Aja" gegeben. Sie hat ihre letzte Ruhestätte nach ihrem Tode 1808 im Textorschen Familiengrab gefunden. Die ehrwürdige, von dem Nürnberger Bildhauer Hans Korners geschaffene Grabstätte, liegt heute auf dem Liebfrauenschulhof. Sie ist im Jahre 1954 restauriert worden. Die Grabplatte trägt die Inschrift "Hier ruht Goethes Mutter". Zu weiteren Informationen WER WAR FRAU AJA WIRKLICH? (Text von Sabine Hock) |
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Grabstätte Georg Walter Wandtafel und Bodenplatte mit Umfriedung. Hier liegt der Jurist Johann Caspar Goethe - Vater des Dichters Johann Wolfgang von Goethe - begraben. |
Grabstätte von Johann Caspar Goethe Goethes Vater, "Johann Caspar Goethe", wurde am 29.7.1710 im ehemaligen Gasthaus zum Weidenhof als Sohn eines Schneidermeisters und erfolgreichen Gasthalters geboren. Durch unverschuldetes Mißgeschick am öffentlichen Wirken verhindert, hat er sein ganzes Leben wissenschaftlicher Arbeit und seinen Sammlungen gewidmet. Er hat den berühmten Sohn, dessen Erfolge er durch seinen Tod 1782 nicht mehr erleben durfte, viel mehr auf den Lebensweg mitgegeben, als gemeinhin anerkannt wird. Er ruht in dem Familiengrab Walter an der westlichen Mauer nach der Brönnerstrasse, der Grabstätte seiner Frau Aja im Liebfrauenschulhof, gerade gegenüber. Die 1954 restaurierte Grabstätte des Dichtervaters trägt die Inschrift "Hier ruht Goethes Vater". |
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Abbildungen und Berichte |
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Catharina Elisabeth Goethe, geb. Textor (1731 - 1808) |
Teils tragisch und auch glücklich, mit viel Trauer und vielen Sehnsüchten, sehr facettenreich verlief ihr Leben.
Zu dieser Erkenntnis muß man kommen, wenn man sich in eine der vielen Biographien über die Mutter des großen deutschen Dichters einliest.
Mit 17 Jahren wurde sie mit dem 21 Jahre älteren kaiserlichen Rath verheiratet und hatte - fast noch ein Kind - einen großen Haushalt mit Dienstboten zu führen. Mit 18 bekommt sie, unter lebensbedrohlichen Umständen für Mutter und das Neugeborene, ihr erstes Kind, ihren Sohn Johann Wolfgang. Dann, ein Jahr darauf, gebar sie ihre Tochter Cornelia, die das 28. Lenbensjahr nicht erreichte. 1755 starb die kleine Catharina Elisabeth im Alter von 2 Jahren. 1756 folgt eine Totgeburt. 1759 das Unfassbare: Es starben der 7jährige Hermann Jakob und die knapp 2jährige Johanna Maria. Da war die Mutter gerade einmal 30 Jahre alt. Mutterglück sieht anders aus. 1782 starb ihr Mann im Alter von 72 Jahren. Die 51jährige Frau Aja stellt sich trotz der Niederschläge weiter dem Leben, einem christlichen Leben, was ihr Trost und Kraft gab. Die Leidenschaft zum Theater und die Begegnung mit dem Schauspieler Unzelmann gab ihrem Seelenleben Auftrieb. Sie liebte den 31jährigen Künstler, der 4 Jahre jünger war, als ihr Sohn. Drei Jahre Hochstimmung. Dann die Enttäuschung: Der Geliebte verläßt sie heimlich, um seiner Karriere Willen, nach Berlin. Seine gesamten Schulden durfte sie aber noch abwickeln. Das Herz zerrissen, der Schmerz ist grenzenlos. Und dann die Sehnsucht nach ihrem geliebten Sohn. 11 Jahre hatte die Mutter auf ein Treffen mit ihm gehofft. 1808 stand nicht ihr Sohn sondern ihr Neffe an ihrem Totenbett .. |
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Bild links: Frau Rath Goethe, Stahlstich. Quelle: Katalog zur Catharina Elisabeth Goethe Ausstellung in 2008, Seite 121, Abb. 32: "Frau Rath Goethe" |
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Es folgen weiter Textpassagen aus dem Buch von Edith Dörken: "Berühmte Frankfurter Frauen". | ||
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Es existieren viele Biographien über Goethes Mutter, wobei sich größtenteils Goethes Wunsch, sie als eine stets gut gelaunte,
unkomplizierte Lebenskünstlerin zu sehen, durchgesetzt hat. Das Wesen der Catharina Elisabeth Goethe erschließt sich am deutlichsten, wenn sie selbst zu Wort kommt in ihrer wort- und bildmächtigen
Korrespondenz. Der beschwingte Ton ihrer brillanten Schilderungen in den Briefen kann den Leser leicht dazu verführen, ihren Kummer und ihre Sehnsüchte zu überlesen.
Catharina Elisabeth wurde in eine Familie hineingeboren, wo Gelehrsamkeit Tradition hatte aber eben nur für den männlichen Nachwuchs. Die Vorfahren mütterlicher- als auch väterlicherseits
waren durchweg Akademiker, Juristen in hohen Positionen. Sie wurde am 19. Februar 1731 als Tochter der Anna Margaretha Textor geb. Lindheimer aus Wetzlar (1711-1783) und des
Dr. Johann Wolfgang Textor (1693 -1771) aus Frankfurt am Main in der Friedberger Gasse Nr. 10 geboren. Ihre Mutter war eine von vier Töchtern des Kammergerichts-Prokurators Cornelius Lindheimer, die mit sechzehn Jahren Textors Frau wurde. An ihre Jugendzeit denkt Texters Älteste gerne zurück. Catharine Elisabeth wurde von verschiedenen Lehrern unterrichtet, wie aus einer Art „Erbauungsbuch“ aus ihrer Zeit im Elternhaus hervorgeht. Sie wird von den Lehrern gelobt für ihren Fleiß und rasche Auffassungsgabe. |
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Catharina Elisabeth war gerade 30 Jahre alt und hat danach keine Kinder mehr bekommen. Mit größter Sorgfalt widmeten sich die Eltern der Erziehung und Bildung ihrer beiden verbliebenen Kinder - der Vater durch Prinzipien und Gelehrsamkeit. Die Mutter versuchte mit Liebe und Diplomatie des Öfteren zwischen den Kindern und dem Vater zu vermitteln, wenn sie glaubten, dass ihnen gar zu viel abverlangt würde. Sie hatte Lust daran, mit den Kindern zu spielen, ihnen „Mährgen", Sagen, oder selbst erfundene Geschichten zu erzählen, die sie oft nicht zu Ende führte, sondern die Kinder aufforderte, sich einen eigenen Schluss auszudenken. Intuitiv förderte sie damit das Mitdenken. Sie war 19 Jahre alt, als Cornelia zur Welt kam und den Kindern altersmäßig näher als ihrem Ehemann. |
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Die nun 51-jährige Frau Aja ist allein in dem großen Haus und lebt fortan ihr Leben als Mutter eines berühmten Sohns. Der Besucherstrom zum Hirschgraben reißt nicht ab.
Von überallher kommen Goetheverehrer, Künstler, Poeten, Studenten, Professoren, Aristokraten, insbesondere seine Freunde aus Weimar und wollen die Mutter des berühmten
Dichters kennenlernen. Allen gibt sie bereitwillig Auskunft und ist ihnen eine gute Gastgeberin. Mit so manchen dieser Besucher schließt sie lebenslange Freundschaften
und ernennt sie zu ihren "Kindern". Wieland und der Musiker Kranz nennen ihr Haus sogar "Casa santa" und möchten am liebsten zum heiligen Haus an
die unvergessliche Tafelrunde wieder zu ihr zurückfliegen. Plötzlich steht sie in der Öffentlichkeit. Sie stellt fest, dass andere Frauen, wie die von Staël, von Recke und von La Roche in Deutschland herumreisen, um berühmte Leute zu treffen; zu ihr aber kommen sie alle ins Haus. So fällt ein wenig Glanz auch auf sie. Jetzt ist sie nicht mehr ans Haus gefesselt; befreit von Druck und Sorgen, könnte sie den Sohn in Weimar besuchen, aber eine Einladung erfolgt nicht. Im April 1783 stirbt ihre Mutter. Die Eltern, der Ehemann, sechs ihrer Kinder sind tot, der einzige Sohn fern. Sie fühlt sich einsam in dem leeren Haus. "Den da ists so still und öde, wie auf einem Kirchhof“. |
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"Die Qual, die ich jetzt leide, ist unaussprechlich" oder "ich bin krank an Leib und Seele" und dass sie "den Glauben an Menschen verlohren hat“… Doch allmählich fasst sie sich wieder, wenn auch mit zwischenzeitlichen Schwankungen. Intensives Klavierspielen ist jetzt ein Heilmittel für ihre verletzte Seele. Es war eine der bittersten Phasen ihres Lebens, und trotz allem bezeichnet sie sie später als die glücklichste ihres Daseins. |
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Jenseits des trennenden Schulhofzauns nämlich liegt das etwas düstere Grab des gestrengen, aber auch wieder gütigen Herrn Rat, vor dem sich die alten Leute im Sommer den
neuesten Stadtklatsch erzählen. Die stiefmütterliche Behandlung des Ajagrabes hat auch schon ihre Tradition. In den achtziger Jahren hat dieses Grab einmal einen kleinen Kulturkampf zwischen den konservativen Goethefreunden und den „fortschrittlichen“ Geistern ausgelöst. Aber diese Geschichte ist vergessen und auch aus den Akten des sonst so gelehrten Hochstifts nicht restlos zu klären. Wir kamen auf die Sache, als wir im Archiv des so arg mitgenommenen Frankfurter Historischen Museums plötzlich auf eine Zeichnung mit der Unterschrift „Das falsche Grab der Frau Rat“ stießen. Sie zeigte einen baumüberhangenen, mit großen Eisenstäben gegürteten Totenhügel, der heute längst vergessen ist: er ist der tragikomische Akzent in der Geschichte der Goetheverehrung dieser Stadt. Was zu berichten ist, ist nichts anderes als die Geschichte einer Wiederentdeckung nach einem kaum begreifbaren Vergessen. Sie begann damit, daß man sich in Ermangelung eines Gegenstandes für den nach Goethes Tod erwachenden Goethekult anläßlich des 100. Geburtstages des Dichters auf die Gräber seiner Eltern besann, von denen die Zeitgenossen – wenn auch nicht mehr den 1782 verstorbenen Herrn Rat – so doch die 1803 verstorbene Frau Aja noch in guter Erinnerung hatten. Beide waren auf dem Peterskirchhof bestattet, der aber 1829 geschlossen wurde. Der Kirchhof kam schnell in Verfall. Als man zwanzig Jahre später auf die Suche nach den Goethegräbern ging, fand man sie nicht mehr. Daß es keine Augenzeugen der Bestattung der Frau Aja gegeben haben soll, ist uns heute unverständlich. Man mußte sich zur Auffindung der Gräber auf ein Epitaphienverzeichnis verlassen, in dem das Textorsche Erbbegräbnis unter der Nummer 188 geführt wurde. Unter dieser Nummer fand man ein verwildertes Grab, das auch in Beziehung zur Goetheschen Familie stand, richtete es her, dem Geschmack der Jahrhundertmitte entsprechend, und machte dieses Grab zum Mittelpunkt der nunmehr alljährlich am Vorabend des Goethegeburtstages stattfindenden Feiern. Man traf sich hier zur Andacht, zu Lesung und Gedenkrede – wenn, wie es scheint, auch nicht immer mit gutem Gefühl. Wenigstens nicht im Hinblick auf das Grab des Herrn Rat, von dem es in einem Hochstiftsbericht heißt, daß es „infolge kaum verständlicher Vernachlässigung spurlos versunken“ sei – vermutlich erst bei der Neuanlage von 1849. Der Lokalpoet Stoltze wenigstens will sich erinnert haben, daß der Grabhügel des Herrn Rat neben dem seiner Gattin gewesen sei. Vor der großen, zum 130. Geburtstag des Dichters um das Grab versammelten Gemeinde, sagte denn der Redner: „Unter diesem Stein liegt die Frau Rat. Und gern vermuten wir, daß unter ihrem Hügel auch der Staub des um mehr als 26 Jahre ihr vorangegangenen Gatten sich berge“ ... Just um diese Zeit tauchten in der Lokalpresse Berichte auf, die das so verehrte Grab für unterschoben und "unecht" erklärten. Die Goethefreunde rügten diese Bezichtigungen als pietätlose Machenschaften einer traditionellen Partei, die nur das Friedhofsgelände auf diese Weise für Bauzwecke freibekommen wolle. Ein heftiger Streit entbrannte – und in solcher Erregung der Gemüter wurde die Goethefeier von 1881 eine deutliche Demonstration vor der bisher als Grab der Frau Aja verehrten Stätte. Reden wurden gehalten, Gedichte gelesen, Fackeln brannten... indessen ruhte elf Grabstätten weiter nördlich Frau Rat und sah, wenn man das einmal so sagen will – nun seit 32 Jahren dem allmählich sich wiederholenden Treiben vor dem falschen Grabe zu. Der Bericht einer später vom Hochstift eingesetzten Kommission bestätigt diesen Sachverhalt. 1849 war man auf der Suche nach den Goethegräbern einer nicht in den Akten vermerkten Neunumerierung der Grabstätten zum Opfer gefallen. Bei der Überprüfung der Vorwürfe stieß man auf das heute noch vorhandene Erbbegräbnis der Textors und verehrte von da an erst die Goetheschen Eltern an dieser wiederhergerichteten Stätte. Wieder nicht ganz zu Recht. Denn zu Beginn dieses Jahrhunderts fand sich im Weimarer Archiv eine Notiz, daß der Vater Goethes nicht im Textorschen, sondern im großväterlichen, im Walterschen Erbbegräbnis auf der anderen Seite des Kirchhofs beigesetzt sei. Von einer Umbettung war nichts bekannt, und so gibt denn der nüchterne Bericht der zweiten Untersuchungskommission vom 2. Juli 1909 die uns heute bekannte Stätte als das Grab des Herrn Rat an. Erst seit damals ruhen die Goethes auch für unser Bewußtsein getrennt. Heute ragt ein windschiefer Baum vom Schulhof her noch über das Grab, ein treuer Wächter in der Gebärde der Ehrfurcht. Im Frühjahr also werden die Arbeiter hier alles in Ordnung bringen, nachdem eine neue Turnhalle hinter dem Grab entstanden ist, werden eine Hecke pflanzen, die schlichte Gedenktafel mit den einfachen Worten „Hier ruht Goethes Mutter“ wieder anbringen. Zur Weihe wird man wieder eine Gedenkrede halten – und den Herrn Rat drüben weiter ein wenig stiefmütterlich behandeln, wie es seit langem der Brauch ist... |
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Das heute gezeigte Körner-Epitaph wurde im 18. Jahrhundert von den Textors erworben und mit dem alten Monument weiter benutzt. |
Bild links: Körner-Epitaph, Grab von Goethes Mutter. Foto vor 1913 |
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Das Grabmal Goethes Vater Foto: D. Georg, 2004 |
Inschriften am Grabmal Goethes Vater Foto: D. Georg, 2004 |
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Goethe-Haus und Goethe-Museum | |
Großer Hirschgraben 23 · 60311 Frankfurt Tel. (069) 13880-0 · Fax: (069) 13880-222 Öffnungszeiten: Mo - Sa 10-18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen 10-17.30 Uhr Kostenlose öffentliche Führungen: täglich 14.00 und 16.00 Uhr |
© Harald Fester (2014) |