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leer"So sauer wie diese Zitrone, so sauer war auch dein Leben!   Fahr wohl, wir sehen uns niemals wieder!"
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foto leer Zur Grablegung als solcher ist zu bemerken, dass es seit dem Mittelalter kein System gab.

Holzsärge sind bekannt, aus Brettern zusammengezimmert und aus Baumstämmen gehauen. Die Ärmeren wurden in Leinenbahnen eingenäht und auf Brettern (siehe Abbildung links) fixiert in die Erde gelegt. Oft sind auch die Bretter wieder verwendet worden. Auf diese Art und Weise wurde zum Beispiel noch Albrecht Dürer bestattet. Für das 16. Jahrhundert sind Särge in Form von Holzkisten bekannt, die von roten Bahrtüchern abgedeckt wurden. Seltsam mutet der Brauch an, an fernen Orten Verstorbene nicht insgesamt heimzuführen, sondern nur einen kleinen Teil des Leichnams.

Das war während der Kreuzzüge eine deutsche Besonderheit und erhielt den Namen more teutonico.
Es wurden die Knochen herausgekocht und transportiert. Bei besonderen Persönlichkeiten sind stellenweise auch die Herzen herausgenommen und nach einer Einbalsamierung, umfangen von einer Herzkapsel, entweder dem Leichnam zurückgegeben oder wie oben erwähnt an einen anderen Ort verbracht worden.
Hier dienen für Frankfurt zwei Beispiele der Varianten. Als Katharina Isabella von Nassau-Usingen, geb. Herzogin von Croy, 1686 im Kindbett starb, nahm man das Herz heraus und legte es präpariert in einer goldenen Herzkapsel in den Sarg. Bei den Abbrucharbeiten der Weißfrauenkirche nach dem Zweiten Weltkrieg fand man die Bestattete mit der – heute verschollenen – Kapsel. Nach dem Tod des Fürstprimas Carl Theodor von Dalberg 1817 in Regensburg, Frankfurts einzigem Souverän, wurde sein Herz in der Stiftskirche in Aschaffenburg aufgestellt, wo man es auch heute noch bewundern kann.

Grabbeigaben galten als heidnisch und sind seit der Christianisierung immer weiter ins Hintertreffen geraten. Gleichwohl setzte man häufig Kleriker und Herrscher in ihren Amtsgewändern und mit Insignien bei. Wobei man natürlich die Originale bewahrte und diese durch billige Imitate ersetzte.
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Gelegentlich ist aber bei der Kleidung, wie wir aus den Kaisergräbern von Heinrich II. und Kunigunde in Bamberg wissen, nicht gespart worden. Oftmals wurden auch die dem kultischen Gebrauch entzogenen Geräte den Geistlichen beigegeben. In katholischer Zeit ging in der Regel der Beerdigung eine Totenmesse in der Kirche voraus, wohin der Verstorbene gebracht wurde. Für gesellschaftlich hochgestellte Persönlichkeiten gab es eine feierliche Aufbahrung unter Verwendung einer mehr oder weniger prachtvollen Sargdecke. Diese wurde auch, zusammen mit Altarkreuz und Kerzenständern, bei den Gedenkmessen gebraucht.
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Dabei spielten Zünfte und Bruderschaften für die nicht dem Adel zugehörigen Personen eine wichtige Rolle. Sie hatten es sich zur Aufgabe gemacht, bei den Anniversarien Fürbitten für ihre verstorbenen Mitglieder zu beten.
Im Historischen Museum haben sich überhandtellergroße Paramente (im Kirchenraum und in der Liturgie verwendeten Textilien, die oftmals künstlerisch aufwendig gestaltet sind) der Zünfte aus dem späten 17. und 18. Jahrhundert erhalten, die wohl an den vier Ecken des Sarges befestigt wurden. Das lässt darauf schließen, dass nach dem Waschen und Bekleiden durch die Totenfrauen das Zeremoniell von den Berufsverbänden u. ä. vorgenommen wurde. Gesellschaften gaben sich Bestattungsordnungen. So ist beispielsweise überliefert, dass der Stifter Johann Christian Senckenberg nach der Begräbnisordnung der Familie de Neufville 1772 beigesetzt wurde, weil er wollte, dass dies schlicht und ohne Pomp erfolgen solle. Manchmal sind von Freunden der Toten die Leichenpredigten der Pfarrer oder eigene Verse auf den Verstorbenen gedruckt worden. Im Freien Deutschen Hochstift und in der Stadtbibliothek haben sich Dutzende erhalten. Dazu gehören Druckwerke auf Johannes Grunelius, Friedrich Günderrode, Johann Heinrich Lersner und Johann Conrad Rasor.
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Bei dem Abriss der Weißfrauenkirche zu Tage gekommene Knochen- und Sargreste
(Foto von 1953)
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foto leer In einer Schrift über die Hinrichtung der Susanna Margaretha Brandt am 14. Januar 1772 heißt es, ihr wurde eine Zitrone als Zeichen der armen Sünderin in die Hand gedrückt.
Das ist ungenau, denn der Brauch, Zitronen, Orangen oder Pomeranzen den zum Tode Verurteilten und Leichen beizugeben oder in ihrer Nähe zu deponieren, hat wahrscheinlich andere Hintergründe. Heute noch werden in der Adventszeit mit Gewürznelken bespickte Orangen, wegen des guten Geruchs, in der Wohnung aufgestellt. Die Menschen in der Vergangenheit glaubten, dass ungute Gerüche Krankheiten hervorrufen.
Um das zu bekämpfen, wurde jedem Sargträger eine Südfrucht in die freie Hand gedrückt. Die Träger warfen oft die Zitrone nach der Aussegnung in die Grube; regelrechte Bombardierungen sind aus der Zimmermannszunft bekannt. Nachdem der Pfarrer fertig war, sprach der Altgeselle, und nach seiner Ansprache warf er seine Zitrone in das Grab. Die Umstehenden folgten ihm in diesem Brauch.
Man hat auch oft gerade Verstorbenen mit einer Pomeranze den Mund geschlossen, indem man die Frucht schlicht unter das Kinn klemmte. Zitronen wurden in den Sarg gelegt, wobei auch durch die Anzahl der teuren Früchte der Reichtum des Toten dargestellt wurde.
Nach der Bestattung musste eine fest geregelte Trauerzeit eingehalten werden. Diese gliederte sich in drei Grade auf: die harte Trauer beim Tod eines nächsten Angehörigen wie Eltern, Kinder und Geschwister; die nicht so harte Trauer bei Großeltern, Onkeln, Tanten und Taufpaten und die leichte Trauer bei entfernten Verwandten wie Vettern, Basen und Paten. Dabei kamen spezielle Kleidungsstücke wie zum Beispiel das so genannte Trauermäntelchen nebst der typischen schwarzen Farbe der Kleidung zum Einsatz.
Bild links:
Grabplatte im Frankfurter Dom Johann und Gundela von Holzhausen, gestorben 1371 und 1393, Sandstein farbig gefasst
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Dazu kam die Härte der Trauerzeit. Nach der Bestattung musste eine fest geregelte Trauerzeit eingehalten werden. Diese gliederte sich in drei Grade auf: die harte Trauer beim Tod eines nächsten Angehörigen wie Eltern, Kinder und Geschwister; die nicht so harte Trauer bei Großeltern, Onkeln, Tanten und Taufpaten und die leichte Trauer bei entfernten Verwandten wie Vettern, Basen und Paten. Dabei kamen spezielle Kleidungsstücke wie zum Beispiel das so genannte Trauermäntelchen nebst der typischen schwarzen Farbe der Kleidung zum Einsatz. Dazu kam die Härte der Trauerzeit.
Vom Land ist bekannt, dass die harte Trauer bis zu vier Jahren, die nicht so harte Trauer bis zu einem Jahr und die leichte bis zu einem halben Jahr dauern konnte. Mit dem gestaffelten Verändern der Trauerkleidung hin zu einer immer farbenfroheren Kleidung wurde die Hinwendung zum Leben dokumentiert.
Bei dem Brauch spielte dabei nicht nur das Zeigen des Verlustes eine Rolle, es wurde auch ein Bannkreis um die Betroffenen gezogen. Im Miteinander der Gesellschaft konnte so ein Umgang mit Rücksicht angemahnt werden. Bei der hohen Kindersterblichkeit konnte es vorkommen, dass besonders betroffene Familien kaum aus den Trauergewändern herausgekommen sind. Diese Bräuche sind bis heute für Frankfurt nicht nachgewiesen worden.

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Herzbestattungen im europäischen Adel leer foto
Auch in Europa spielt das Herz in der Bestattungskultur eine Rolle. Bis heute hält sich eine Sitte des Adels: nämlich das Herz getrennt vom Leichnam beizusetzen. Schon Richard Löwenherz, der legendäre Kreuzfahrer und König von England, ließ seine Überreste auf drei heilige Stätten verteilen, um auch nach seinem Tod allgegenwärtig zu sein. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Brauch, kostbare Herzreliquien-Kapseln anfertigen zu lassen. Erst 2011 verfügte der verstorbene Kaisersohn Otto Habsburg-Lothringen kurz vor seinem Tod, dass nach alter Familientradition sein Leichnam getrennt von seinem Herzen bestattet werden sollte. Das Herz wurde im ungarischen Kloster Pannonhalma beigesetzt, der Leichnam in der Wiener Kapuzinergruft. Und 2004 versammelte sich der europäische Hochadel in der Basilika von St. Denis bei Paris zu einer feierlichen Herzbestattung. Zuvor war durch DNA-Analyse bewiesen worden, dass das verschollene Herz Ludwigs XVII. wiedergefunden worden war. Als zehnjähriger Junge war der Sohn von Marie-Antoinette und Ludwig XVI. in Gefangenschaft an Tuberkulose erkrankt und schließlich daran gestorben. Ein Arzt schnitt sein Herz heraus und verwahrte es – doch dann ging es verloren. Nach 209 Jahren wurde es in St. Denis (Frankreich, nördlich von Paris) feierlich beigesetzt.
Quelle:
http://www.planet-wissen.de/natur_technik/anatomie_mensch/herz/Kulturgeschichte_des_Herzens.jsp

© Harald Fester (2014)

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