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leerMich lenkt die Sonne, euch der Schatten.
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foto leer Schon in der Antike gab es verschiedene Grabmaltypen. Die frühchristliche Zeit übernahm dabei die Vorbilder der Römer mit ihren Architekturelementen, Porträtreliefs und Inschriften. Diese Formensprache wurde direkt ins Mittelalter transportiert. In der Regel wurde das Grab mit einer Platte abgedeckt. Auf freiem Feld markierte man den Beisetzungsort mit einem flachen Stein oder einem Kreuz in Holz oder Metall. Auch Pfähle und Bretter größter Schlichtheit sind für das Mittelalter denkbar. In den Kirchen sind Epitaphe als stehende Gedächtnisplatten über dem Grab ab dem späten 14. Jahrhundert häufig angebracht worden. So kann man in allen alten Frankfurter Kirchen und Klöstern eine reiche Auswahl dieses Typs begutachten. Dazu kam die Tumba. Dabei handelt es sich um einen leeren Sarkophag. Der Tote liegt unter dem Scheingrab bestattet. Eine solche Tumba gab es im Hochchor des Frankfurter Doms für Günther von Schwarzburg, die im Jahr 1352 geschaffen wurde. Die Schmuckplatte ist später an der Wand zur Wahlkapelle vermauert worden. Da ist sie heute noch zu sehen.
Bild links:
Tumbaplatte (im Dom) des Grabmals für Günther von Schwarzburg, gest. 1349. Sandstein, farbig gefasst.
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Ein leeres, nur symbolisches Grabmal nennt man Kenotaph. Ein Frankfurter Beispiel ist für diesen Typus nicht bekannt. Mit dem Aufblühen der Heraldik in der ritterlichen Kultur eroberten sich reich geschmückte Wappen die Grabmonumente. Die Darstellung der ritterlich gerüsteten und gewappneten Gestalt erscheint erstmals im 11. Jahrhundert. Dabei wird bei dem Bildnis nicht nur auf den Stand, sondern auch auf den Reichtum des Verstorbenen hingewiesen. Denn die Ausrüstung eines Ritters war enorm kostspielig. Die Bürgerlichen übernahmen die Vorbilder im 14. Jahrhundert. Dazu kopierten sie die Tradition der Stiftergräber.
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foto leer Im Frankfurter Dom hängen an den Schildwänden im Westen die Totenschilde der alten Patriziergeschlechter. Diese rühren her von dem ritterlichen Brauch, beim Grab die Rüstungs- und Waffenteile aufzuhängen; sie sind bis ins 12. Jahrhundert zurückzuverfolgen. Vor allem die repräsentativen Schilde mit den Wappen führten dazu, diese eigentlichen Familienzeichen auch in aristokratischen und bürgerlichen Familien zu pflegen und als so genannte Totenschilde in ihren Kirchen aufzuhängen. Dabei ist bei einer Aufbahrung das Schild hinter dem Leichnam angebracht worden. Der älteste erhaltene Grabstein auf dem Peterskirchhof steht im ersten Teil und wurde dem Andenken des „Hauptmanns von wegen Römisch Kaiserlich Majestät, Ambtmanns zu Cöln“ Wolf von Woretz 1547 gesetzt. Auf dem Epitaph sieht man einen Mann in zeittypischer ritterlicher Tracht mit Helm und Schwert kniend, den oberen Bereich in einer muschelförmigen Aedicula schließend.
Bild links:
Epitaph für Cyriakus W. Weiß, gestorben 1395. Verbleib ungeklärt
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Zu den Steinen erster Zeit gehört weiterhin der für Bechtold Knauff als Stammvater der berühmten Frankfurter Familie. Hier ist der Knochenmann mit dem Stundenglas in der Hand dargestellt. Das schwer verwitterte Grabmal des „Typographen“ Cyriak Jakob direkt daneben ist das letzte der Gruppe der Buchdrucker auf dem Friedhof.
Egenolffs Grab gilt mittlerweile als verschollen. Während die Denkmäler, wie schon oben beschrieben, sich in der Frühzeit in ihren Abmessungen an die Schwibbögen der Mauer hielten, veränderte sich die Situation ein Jahrhundert später drastisch. In der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg fingen honorige Bürger an, mehrere nebeneinander liegende Gräber zu kaufen, um dann prachtvollere zu errichten. In diese Periode des späten 17. Jahrhunderts fallen die Grabmale Passavants und von Heydens.
Das von Heyden‘sche wollen wir etwas genauer betrachten; es liegt an der Südseite der ersten Quermauer hinter der Kreuzigungsgruppe. Domenicus von Heyden hatte schon zu Lebzeiten drei Grabstellen zusammengekauft und nach eigenen Vorstellungen das Monument ausführen lassen:
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Grabplatte für
Wolf von Woertz, gest. 1547
Monument für Domenicus von Heyden. Errichtet 1694
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Unter einem im Zirkelschlag ausgeführten steinernen Wetterdach erscheinen in feiner Aufgliederung angebrachte Schrifttafeln. Die größte mit den biographischen Angaben in der Mitte, flankiert von acht weiteren kleinen rechts und links. Im unteren Bereich sind zur Gliederung der Basis Architekturelemente angefügt, die in der oberen Mitte mit einem Sockel für einen Aufsatz enden. Hier könnte eine Figur gestanden haben.

Dabei ist ein ausgefeiltes Schriftprogramm verwendet worden. In den kleinen Schrifttafeln sind links Zitate aus der Bibel und rechts aus der römischen und griechischen Antike angebracht worden. Bei den antiken Autoren sind hier besonders die Aussprüche aus der Apologie des Sokrates zu nennen, die sich pessimistisch in Totenreichvorstellungen ergehen. Die christlichen Verse hingegen künden von Auferstehung und Erlösung. Hier wurde ein Glaubensbekenntnis in der Art abgelegt, dass der Vorteil des Christentums gegenüber dem Heidentum beschrieben wurde. Es wird auf die Bildung der Person von Heydens als Humanist hingewiesen, der die Texte selbst wählte. Der Mittelteil trägt die Inschrift:

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leerGott
leerder einzig Ewige
leerder Richter über Leben und Tod
leermöge die dieser Stätte anvertrauten Leiber
leerin Frieden ruhen lassen
leerund möge nicht zulassen
leerdass durch irgendeinen Zufall
leerdieses Grabdenkmal
leerentfernt werde,
leerdas,
leerim Gegensatz zu der wechselnden Anschauung der Gelehrten
leerdieser Welt,
leervon der Unsterblichkeit der Seele
leerund der Wiederauferstehung des Fleisches
leerzusammen mit allen Gläubigen vollkommen überzeugt,
leernicht nach Art der ägyptischen Völker
leerals Wohnung für alle Ewigkeit
leersondern
leerfür sich, seine geliebte Ehefrau, seine Söhne
leerund Töchter zur gemeinsamen vorübergehenden Einkehr
leerund Ruhestatt bis zum Jüngsten Gericht
leerschmuckvoll aufrichten ließ
leerDomenicus von Heyden
leerSenator dieser freien Reichsstadt
leerIm Jahr der christlichen Zeitrechnung
leer1694
leerSymb.:
leerEs geschehe Gottes Wille.
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foto leer Gekrönt war die ganze Komposition vom Familienwappen. In naher Verwandtschaft zum von Heyden-Grabmal steht das an der westlichen Längswand errichtete von Passavant´sche Grab. Beide sind im damals modernen blau-grauen Lahnmarmor ausgeführt worden.
Den prachtvollen Varianten stehen rein informative gegenüber. Dazu gehören die beiden Grabmäler für Matthäus Merian d. J. und den Senator B. J. Schudt. Die hochrechteckige Platte ziert nur ein schmales Gebälk, die Platte ist mit mehr oder weniger kleiner Schrift übersät. Es gab aber auch Zwischenlösungen. In diese Gruppe gehören die Denkmäler Walther und das Körner-Epitaph. Später sind dies die Ruhestätten für Goethes Eltern geworden. Unter diesen Namen sind sie auch bekannt. Die Renaissance verabschiedete sich bis spätestens 1700 und es folgten auch auf dem Friedhof Ungeheuerlichkeiten in Schmuck und Größe. Die alten Schwibbögen spielten jetzt überhaupt keine Rolle mehr und man baute, was das Zeug hielt.
Hier die Grabmäler Passavant, Bethmann, Salzwedel, van der Burg und Grambßen an der Westwand im ersten Teil des Peterskirchhofs um 1914.
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Zu den herausragenden Monumenten des Frühbarocks gehören hier das verloren gegangene, von J. W. Fröhlicher geschaffene Grab für Franz von Barckhausen (1626 - 1682) und die Grabstätte für J. W. Weitz von 1682. Überhöht wurde der schwere Barock in der darauf folgenden Zeit mit den Monumenten für die Kauf- und Handelsmannfamilie Noé du Fay.
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Grabmal für
Franz von Barckhausen,
gestorben 1682.
Bildhauer J. W. Fröhlicher
(1652-1700) Kriegsverlust
Grabmal für
Johann Daniel Weitz von 1682.
Bildhauer Johann W. Fröhlicher
(1652-1700)
Grabmal für
Noe du Fay von 1674.
Bildhauer Johann W. Fröhlicher (1652-1700)
Grabmal (Bildausschnitt) für
Noe du Fay von 1674.
Bildhauer Johann W. Fröhlicher (1652-1700)
Grabmal der
Gebrüder Bethmann
von 1751.
Bildhauer J. L. Auffmuth
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Im Barock sind von den reichen Familien die besten Künstler angeworben worden. Die drei vorgenannten Monumente stammen von Johann Wolfgang Fröhlicher (1652–1700), der auch die Portale der Katharinenkirche schuf. Eine Verwandtschaft ist hier deutlich festzustellen. Das wohl am besten im Original erhaltene barocke Grabmonument ist das der Brüder Johann Philipp und Simon Moritz Bethmann. Die Gründer des Bankhauses ließen bei dem Bildhauer Johann Leonhardt Auffmuth arbeiten. Über einem Sockel, ähnlich einem Altar, befindet sich im gefälligen Schwung der damaligen Zeit ein Aufsatz mit der Schrifttafel, flankiert durch die Allegorien der Liebe und des Glaubens. Bekannt ist, dass das Grab „polycromiert“, also farbig gefasst war. Zu der Anlage gehört ein eichenes Wetterdach, von vorne ist das Grab mit einem kunstvollen eisernen Gitter geschlossen.
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foto Da im 18. Jahrhundert die Steinhauer ihre Arbeiten teilweise signiert haben, sind uns mehrere Meister bekannt, zum Beispiel allein vom stadtbekannten Schnorr fünf Werke für das Jahr 1763. Die jüngste Gruppe der Grabsteine weist die Formenvielfalt des Klassizismus auf. Hier sind vor allem die Gräber für Marianne Lentz und Rühle von Lilienstern als Wandgräber zu nennen. Dazu kommen noch wenige erhaltene frei stehende Denkmäler in Form von Urnen und schlichten Quadern. Seit dem Barock hatte sich wieder eine Vorliebe für Sandstein entwickelt. Es wurde der weiche mit seinen gelben und roten Äderchen bevorzugt. Zum Hausbau waren diese Steine zu weich, aber für die Bildhauerei waren sie ideal, weil man hervorragend feine Formen herstellen konnte. Die Übergangszeit mischte die Materialien. So sind bevorzugt die Schriftplatten in Lahnmarmor in eine Sandsteinrahmung eingelassen worden. Der Klassizismus hingegen dämmte diese Mode wieder ein und blieb bei einem Werkstoff. foto
Grabmal für
Jakob Heinrich Rühle
von Lilienstern
von 1791
Grabmal für
Andreas von Losen
von 1631
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Obere Teilansicht des Grabmals für Noe du Fay (Foto: © Fester, 2004)
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© Harald Fester (2014)

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